CMI Kenia - Madagaskar - Mission
der indischen Karmeliter

Ethik der Lebensfelder

Beschreibung

Titelseite

Inhaltsverz Seite 7

Inhaltsverz Seite 8-9

Vorwort Seite 11

Vorwort Seite 12

Vorwort Seite 13

Autorenverzeichnis Seite 367

Autorenverzeichnis Seite 368

Zur Überreichung der Festschrift



Zur Überreichung der Festschrift für Philipp Schmitz

Ethik der Lebensfelder“

Dr. Paul Chummar (Chittilappilly) CMI

The Catholic University of Eastern Africa, Nairobi, Kenia

Lieber Pater Schmitz,

liebe Familienangehörigen und Freunde von Pater Schmitz,

sehr geehrte Vertreter der deutschen Bischofskonferenz

und der Bistümer Limburg, Mainz und Trier,

sehr geehrte, liebe Mitglieder der Von-Ketteler-Gilde,

lieber Pater Rektor der Hochschule Sankt Georgen, Professor Watzka,

lieber Rektor des Kollegs, Pater Köster

mit den Mitbrüdern der Kommunität von Sankt Georgen,

liebe Hochschulgemeinde Sankt Georgen,

lieber Pater Superior, Professor Löser

und liebe Patres aus der Kommunität des Ignatius Hauses,

wo Pater Schmitz jetzt seinen „Wohnsitz“ hat ,

liebe Autorin und liebe Autoren der Festschrift,

sehr geehrte Damen und Herrn,

Im Fall,

dass ich irgendjemanden vergessen habe, bitte ich sehr um Verzeihung!

 

 

Genau vor 35 Jahren wollte ein junger Professor namens Philipp Schmitz eine abenteuerliche Reise unternehmen, um die sogenannte Dritte Welt kennenzulernen. Dafür wählte er Indien, mein Ursprungsland, als Musterland der Armut – Verzeihung – nach dem neuesten Obama-Jargon „Indien: eine der Weltmächte von heute“, obwohl über 300 Millionen Inder heute noch unter der Armutsgrenze leben!

 

In Indien bekam der junge Wissenschaftler Schmitz einen Kulturschock sowie eine Krise. Eigentlich war diese Krise – eine ethische Krise – durch eine Lappalie entstanden! Der Wissenschaftler wurde aufgefordert, sich mit seiner hochentwickelten Ethik aus Deutschland mit einer harmlosen indischen Eidechse in seinem Zimmer auseinanderzusetzen. In seinem Zimmer fand er zu seinem Erschrecken „eine dicke, fette, hässliche Eidechse“. … „Ich werde meine Wohnung nicht mit diesem Tier teilen“, hat er sich geschworen. Aber trotz all seiner akrobatischen Anstrengungen, um die Eidechse aus dem Zimmer zu vertreiben, verschwand sie hinter dem Schrank, wo sie sich unerreichbar versteckte. „Doch nach einiger Zeit blieb keine andere Wahl, als den Kampf aufzugeben, zumal der Stolz ihn daran hinderte, fremde Hilfe zu suchen.“[1] Dem jungen Ethiker fiel ein, wie wichtig es ist, die Wirklichkeit anzunehmen. Er schloss den Frieden mit der Eidechse. Danach galt sein erster Blick beim Betreten des Zimmers seiner Eidechse und sie bekam auch einen Lieblingsnamen. Nachdem so die friedlichen Beziehungen aufgenommen worden waren, enthüllten sich auch die vorzüglichen Eigenschaften des Tieres: Es kontrollierte die Moskito-Population und wurde so etwas wie ein Gesprächspartner. Aber gerade, indem er den Kampf gegen die Eidechse verlor, entdeckte er ein neues Feld der Ethik unter dem Titel: „Modellhafte Zusammenfassungen der ganzen Wirklichkeit“! Ich zitiere: „Die Eidechse wurde dafür das Modell. Und es wurde ihm [dem Autor] ebenso klar: Wenn es gelingen würde, sie [die Eidechse] nicht nur zum Maßstab dieses Falles, sondern der Ganzheit der Erfahrungen in diesem fernen Kontinent zu machen, dann würde dieses Modell ‚Eidechse’ behilflich sein, sich immer wieder auf die Gesamtheit der Wirklichkeit zu beziehen.“ So schreibt unser Jubilar vor 30 Jahren in seinem, inzwischen vergriffenen Buch, „Menschsein und sittliches Handeln: Vernachlässigte Begriffe in der Moraltheologie“.

 

Warum gehe ich soweit bis nach Indien und so lange zurück zu einer fünfunddreißig Jahre alten Lappalie? Die Antwort möchte ich kurz und bündig halten: weil unser Jubilar in einer völlig unerwarteten Situation, ja sogar in seiner Niederlage, konstruktiv sehen kann, weil unser Jubilar die Fähigkeit besitzt, in der Andersartigkeit des anderen das Kostbare zu entdecken, weil er am weiten Horizont für andere Kulturen und Verständnisse sehr interessiert ist.[2] Davon hat sich unser Jubilar immer führen lassen.

 

Als Philipp Schmitz nach 25 Jahren Lehrtätigkeit in Sankt Georgen nach Rom an die päpstliche Universität Gregoriana ging, fragte ich ihn: „Warum mutest du dir das zu?“. Seine Antwort, an die ich mich sehr gut erinnere: „Ich habe nicht viele Tugenden … aber ich lasse mich in meinem Verständnis des Gehorsams durch andere führen!“

 

Lieber Pater Schmitz!

Mit Deiner Fähigkeit, Neues und Andersartiges zuzulassen, hast Du einen großen Kreis von Schülern an Dich gezogen. Allein über 25 Doktoranden aus 13 verschiedenen Ländern, die Philipp Schmitz als ihren Doktorvater schätzen, dazu noch viele, viele Studierende, die bei ihm ihre Lizentiats- oder Diplomarbeit geschrieben haben!

 

Ich darf heute vor Dir stehen, stellvertretend für alle Deine Schülerinnen und und Schüler aus der weiten Welt – Brasilien, Demokratische Republik Kongo, England, Frankreich, Indien, Indonesien, Irland, Italien, Kanada, Nigeria, Österreich und Slowenien sowie aus Deutschland. Aber ich stehe hier auch ganz besonders im Namen der Autorin und aller Autoren der Festschrift sowie Deiner ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, um Dir die Festschrift zu Deinem 75. Geburtstag zu überreichen.

 

Als ich ihm selbst vor etwa einem halben Jahr das Vorhaben dieser Festschrift bekunden wollte, fragte ich mich etwas ängstlich: „Wie wird er wohl darauf reagieren?“ Darum hatte ich mir als Verstärkung zwei gewichtige Persönlichkeiten mitgenommen, zwei fundierte Dogmatiker dieses Hauses, Professor Erhard Kunz und Professor Werner Löser. Dennoch bekam ich als Antwort die prompte Frage von Pater Schmitz: „Hast du nicht etwas Besseres in Afrika zu tun?“ Da die Arbeit aller Beteiligten an dem Buch aber schon so gut wie fertig war, konnte ich ihm nur meine Unfähigkeit mitteilen, das Begonnene rückgängig zu machen.

 

Die Entstehung dieser Festschrift hat eine längere Geschichte, ja sogar ein zehn jähriges Jubiläum! Als ich vor genau 10 Jahren über die Idee dieser Festschrift mit Frau Professor Theresia Hainthaler sprach, schickte sie mich nach Hamburg; denn dort sei ein harter Kern der Schmitz-Schüler angesiedelt. Sie sind auch für diese Feier aus Hamburg angereist. Was aus meinem damaligen Unternehmen in Hamburg geblieben ist, ist die die schöne Erinnerung an ein besonders gutes Mittagessen mit Professor Gerhard Beestermöller, mit dem schönen Blick auf die Alster! Nach der Überzeugung des harten Kerns habe Philipp Schmitz eine Festschrift verdient; aber ich wurde auch gefragt, wie ich das Vorhaben finanzieren würde. Und darüber hinaus: Es werde nicht leicht sein, Beiträge für eine Festschrift zu bekommen. Und ich selbst befand mich gerade bei den Vorbereitungen für meinen Weg nach Afrika, um meine Karriere nach unten zu machen! Damit musste ich damals mein Vorhaben zurücknehmen, aber ich habe es nicht in die Alster geworfen!

 

Die Idee, ja die Unruhe für eine Festschrift für Philipp Schmitz hat mich aber bis nach Ostafrika verfolgt! Als ich vor etwa zwei Jahren Professor Justenhoven im Staff Lounge des Hekima College der Jesuiten in Nairobi traf, tickte wieder der Gedanke durch mein Gehirn: „Jetzt ist die richtige Zeit!“ In zehn Jahren war die Idee schon so weit gereift, dass es kein Zurück mehr geben darf! Nach dem Gespräch mit Professor Justenhoven hatte ich das Gefühl: Der harte Kern ist nun geknackt!

 

Ich versuchte all meine Kontakte in Bewegung zu setzen. Dann kam eine der wichtigsten Fragen: „In welchem Verlag will ich das Buch veröffentlichen?“ Für einen bescheidenen, aber einen globalen Professor muss doch die Festschrift in einem renommierten deutschen Verlag erscheinen, dachte ich mir, also im Freiburger Verlag Herder! Hierzu möchte ich zwei Namen in herzlicher Dankbarkeit besonders erwähnen: Herrn Professor Peter Hünermann aus Tübingen und Dr. Ulrich Sander, ein Schüler von Professor Medard Kehl, der heute als Lektor des Verlags Herder tätig ist. Sie beide haben mich, wie immer, bei meiner Lust für wissenschaftliche Abenteuer ermutigt. Ich möchte beiden – Professor Hünermann und Dr. Sander – von Herzen danken. Ich danke vor allem auch dem Verlag Herder, vertreten durch Herrn Lektor Dr. Peter Suchla, der selbst ein ehemaliger Schüler dieses Hauses ist, für die Aufnahme der Festschrift in das Verlagsprogramm und für die Anfertigung des Buches in einer sehr anspruchsvollen Weise.

 

Die Frage nach der Finanzierung der Festschrift lag trotz des kulinarischen Essens in Hamburg immer noch unverdaut in meinem Magen! Die Möglichkeiten, als Missionar in Ostafrika die Kosten einer Festschrift zu finanzieren, sind beschränkt. Ich hatte keine andere Möglichkeit, als an verschiedene Türen zu klopfen. Erfreulicherweise sind mehrere Türen aufgegangen: die Tür der Deutschen Bischofskonferenz, vertreten durch Pater Dr. Langendörfer, die Tür des Bistums Limburg, vertreten durch Herrn Generalvikar Prälat Professor Dr. Kaspar, die Tür des Bistums Mainz, vertreten durch Herrn Generalvikar Giebelmann, die Tür des Heimatbistums von Pater Schmitz, Trier, vertreten durch den Herrn Domvikar Kleinjohann, der selbst ein Schüler von Pater Schmitz in Rom war. Gefördert wurde die Festschrift ebenfalls durch die Mitglieder der „Von-Ketteler-Gilde“, vertreten durch Dr. Sawa Ganowsky, für die Pater Schmitz viele Jahre als geistlicher Beirat tätig war. Finanzielle Unterstützung kam auch von manchen Schülern von Pater Schmitz, die auch Autoren der Festschrift sind. Sie alle haben das Vorhaben durch ihren finanziellen Beitrag Wirklichkeit werden lassen. Die gesamte Abwicklung der Finanzen hat die Finanzabteilung der Hochschule Sankt Georgen übernommen. Ich kann an dieser Stelle Ihnen allen nur von Herzen Danke sagen!

 

Ein herzliches Wort des Dankes gilt besonders Herrn Dr. Daniel Deckers von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Auf meine Bitte um die Laudatio hat er – mitten in der permanenten journalistischen Hektik – ohne Zögern zugesagt. Danke für die sehr würdige Laudatio für unseren Jubilar.

 

Als ich über die Idee dieser Festschrift und einer Übergabefeier mit dem letzten Hochschulrektor Professor Pater Rhode sowie mit dem jetzigen Rektor Professor Pater Watzka sprach, waren beide sehr offen und hilfreich für die gesamte Planung des Tages. Ich danke Ihnen sehr, ebenso Ihrer Sekretärin Frau Gerhards für alle Unterstützung.

 

Ich möchte nicht schließen ohne ein Wort des Dankes an die Barmherzigen Brüder und an das Personal der Bibliothek Sankt Georgen. Seit meiner Studienzeit hier in der Hochschule haben beide mir immer einen Ort der Ruhe und der Hilfe angeboten. Ich sage Ihnen allen vom Herzen Danke.

 

Lieber Pater Schmitz!

Durch diese Festschrift sollte ein „ganzheitliches Bild“  von den Feldern aller Deiner Kollegen und aller Deiner Schülerinnen und Schüler zusammengestellt werden. „Ganzheitlich“ ist eine wichtige Maxime in Deiner Forschung und Lehre. Das war ein Vorhaben, das sich am Ende doch nicht verwirklichen ließ. Denn Du hast eine so zahlreiche Schar von Schülern und Kollegen, die über die ganze Welt verstreut sind! Trotz aller Anstrengungen aus Afrika und mit den begrenzten Möglichkeiten dort, konnten nicht alle erreicht und vom Vorhaben der Festschrift verständigt werden. Immerhin, es sind 16 Autorinnen und Autoren geworden, die zu dieser Festschrift beigetragen haben: Professor Gerhard Beestermöler, Institut für Theologie und Frieden, Hamburg, Professor Franz-Josef Bormann, Universität Tübingen, Dr. Daniel Deckers, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Professor Klaus Demmer, Universität Gregoriana, Rom, Dr. Matthias Gillner, Führungsakademie der Bundeswehr, Hamburg, Dr. Roman Globokar, Universität Ljubljana, Professor Friedhelm Hengsbach, Sankt Georgen, Professor Johannes Hoffmann, Universität Frankfurt, Dr. med. Dr. phil. Dr. theol. Karl Hunstorfer, Krankenhaus Wien, Professor Heinz-Gerhard Justenhofen, Institut für Theologie und Frieden, Hamburg, Professor Peter Knauer, Sankt Georgen, Prof. Friedo Ricken, Hochschule für Philosophie, München und Universität Salzburg, Professor Josef Schuster, Sankt Georgen, Dr. Kornelia Siedaczek, Theologische Erwachsenenbildung, Frankfurt, Klaus Spreckelmeier, Militärdekanat, Mainz, und meine Wenigkeit, The Catholic University of Eastern Africa, Nairobi.  Vielleicht wirst Du neugierig sein, zu sehen, was aus uns allen heute geworden ist und was uns heute umtreibt! Mit den unterschiedlichen Beiträgen wollen wir Dir sagen, auf welchem Feld wir uns heute bewegen, welchen Fragen wir uns aus unseren Feldern stellen und wofür wir Antworten in unseren Tätigkeiten suchen. Wir tragen sie als unterschiedliche Früchte unserer Arbeit in dieser Festschrift zusammen. So stellen wir wichtige ethische Themen unserer Zeit mit den neusten Ergebnissen dar; aber auch wertvolle Anregungen und Anstöße für alle Leserinnen und Leser für weitere Diskussionen.

 

Meine sehr verehrte Damen und Herrn, liebe Freundinnen und Freunde!

Nun darf ich, oder besser gesagt, habe ich die große Ehre, Professor Pater Philipp Schmitz im Namen aller Autorinnen und Autoren diese Festschrift zu überreichen. In unser aller Namen sowie im Namen aller Anwesenden, aber auch derer, die mit Dir auf der ganzen Welt verbunden sind und heute bei dieser Feier gerne dabei sein würden, aber doch aus unterschiedlichen Gründen nicht hier sein können, möchte ich Dich, lieber Philipp, an Deinem 75. Geburtstag ehren und Dir von ganzem Herzen Danke sagen und Gottes reichen Segen wünschen.

 

*******



[1]              Philipp Schmitz: Menschsein und sittliches Handeln. Vernachlässigte Begriffe in der Moraltheologie. – (Würzburg. 1980), S. 18

[2]              Cf. Paul Chummar Chittilappilly: Zwischen Kosmos und Zeit. Medizinsche Anthropologie. Zum Gespräch zwischen Medizin und Ethik. – (Hildeshim 2000), S. 272-288.