Willkommen auf der Homepage der
CMI Ostafrikanische Region
der indischen Karmeliter

Rundbrief-Ostern2020

"Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen" (Jesaja 53, 4)

Osterzeit 2020

Obwohl ich in der Fastenzeit vorhatte, mich mit einem Rundschreiben zu melden, es aber nicht schaffte, faellt es mir sehr schwer, nun einen Gruss in der Osterzeit zu schreiben. Von morgens bis abends in der gluehenden Sonne auf der Baustelle zu sein und dann am Abend am Computer zu sitzen, funktioniert meistens nicht mehr, da vor allem immer wieder die Strom- und Internetverbindung hier im Massailand ausfaellt. Dies ist mitunter auch ein wichtiger Grund fuer mein verspaetetes Lebenszeichen. Darum bitte ich um Verstaendnis.

Dazu kommt noch, dass die momentane Lage auch hier in Kenia, so wie sie bei der ganzen Menschheit in fast allen Laendern zutrifft, mich sehr bedrueckt - und dies, obwohl ich bis jetzt gesund bin und jeden Tag meiner Arbeit nachgehen kann und darf. Bis heute ist die offizielle Zahl der Covid-19 Infizierten hier im Lande um 250. Die Tendenz ist steigend und man vermutet, dass die eigentliche Zahl viel hoeher ist. Denn allein das Testen von Covid-19 ist in Kenia sehr teuer, betraegt 14.000 (vierzehntausend!) kenianische Schilling [Ksh] (ein normaler Arbeiter verdient pro Tag ca. 500 Ksh) und muss von jedem selbst bezahlt werden. Daher laesst sich kaum jemand testen. Die Regierung hat viele strenge Massnahmen unternommen. Seit fast 4 Wochen sind alle Bildungseinrichtungen geschlossen und auch seit 3 Wochen alle Kirchen und Versammlungseinrichtungen. Bestimmte Bundeslaender wo es die meisten Infektionen gibt stehen unter Lock down. Man darf nur noch innerhalb des Bezirks sich bewegen, nur mit Mundschutz und mit ganz wenigen Menschen zusammen sein. "Stay Home - stay safe" (Bleib zu Hause, bleib sicher) heisst die Empfehlung. Fast alle auslaendischen Buerger sind mit Sonderfloegen aus dem Land in ihre Heimat zurueckgeholt worden, denn sehr duerftige und teure medizinische Einrichtungen haben kaum die Moeglichkeit, eine hoehere Zahl von Infizierten zu behandeln. Wir leben hier zwischen Feuer und Teufel! In Mitten der beaengstigenden Situation scheint es ein Quaentchen Hoffnung fuer die Afrikaner zu geben: Es heisst, die Afrikaner wuerden im Vergleich zu anderen Voelkern viel schneller geheilt, wenn sie eine entsprechende Behandlung bekommen. Ihre Immunkraft sei staerker als die anderer Voelker. Aber wegen der Dichte der Haeuser und des Wohnens der Menschen, vor allem in den Slums von Nairobi und anderen Staedten, geht man hier von einer unkontrollierbaren und sehr schnellen Ausbreitung der Pandemie aus - vergleichbar einem Strohfeuer.

Seit Wochen versuche ich fuer mich eine Antwort aus meinem kleinen und wackligen Glauben fuer diese beaengstigende und fast aussichtlose Situation zu finden. Dazu faellt mir eine Aussage des grossen Theologen Karl Rahner ein: "Die Unbegreiflichkeit des Leids ist ein Stueck der Unbegreiflichkeit Gottes"! Ich moechte gerne auch Jesus verstehen, der vor seiner Kreuzigung am Oelberg, sich mit dem bevorstehenden Leiden und dem Tod abzufinden versuchte. Dennoch gelingt es mir nicht, so wie vielen anderen Menschen auf der ganzen Welt, eine befriedigende Antwort zu finden daher bin ich weiterhin innerlich ueber die Lage bedrueckt und dennoch versuche ich mir jeden Tag mehr Zeit fuer Stille und Besinnung zu nehmen. Ich frage mich - vielleicht wie auch andere Seelsorgerinnen und Seelsorger - was und wie soll ich den Menschen Worte des Trostes und der Ermutigung zusprechen? Mir scheint in dieser Lage jedes Wort zu viel, geschweige denn von Glauben und Gott zu sprechen! uebrig bleibt mir nur noch ein Mit-Leiden und Mit-Leben mit den Menschen, fuer die ich als Missionar hier bin.

Der groesste Teil meiner Taetigkeit beschraenkt sich auf die Kontrolle und Aussicht der Baustelle der HUDUMA Behinderteneinrichtung. Das erste Gebaeude der Tagesklinik und Therapieeinrichtung ist fast bezugsbereit; zurzeit arbeiten wir an der Zugangstrasse und Aussenanlage, damit nicht der ganze Dreck und Schlamm, wenn es regnet, ins Gebaeude hineingeschleppt wird. Wegen Covid-19 habe ich mir lange ueberlegt, ob ich die Arbeit einstellen sollte. Doch dies haette bedeutet, das taegliche Brot den Arbeitern und deren Familien wegzunehmen. Immer wieder kommen Menschen mit der Anfrage fuer eine Tagesarbeit. Da es keine staatliche soziale Versicherung gibt, bleibt ihnen nur uebrig, eine Taglohnarbeit anzunehmen. Daher will ich die Bauarbeiten nicht einstellen. Bis jetzt hat keiner von ihnen ein Zeichen der Krankheit gezeigt. Z. Zt. sind auch die Bauarbeiten fuer die Sonderschule im Gange; letzte Woche haben wir die eine Seite des Fundaments der Schule betoniert (mit ueber 200 Saecken Zement). Zum einen muessen die Bauarbeiten bis Jahresende fertig sein, damit wir im naechsten Schuljahr die behinderten Kinder und Jugendlichen aufnehmen koennen. Zum anderen - je laenger wir mit den Bauarbeiten warten, desto teurer wird der ganze Bau.

In welchem Sinne kann ich nun allen ein gesegnetes Osterfest wuenschen, frage ich mich? Mir kommen dazu nur Bruchstuecke von Gedanken und Worten: Du, Jesus von Nazareth, der du am Kreuz gelitten hast, gestorben und auferstanden bist, du kennst unsere jetzige, fast aussichtslose Lage. Nur du kannst uns noetigen Trost, Halt und Heilung geben, vor allem mit deiner Gegenwart, so wie du sie deinen verzweifelten Juengern nach deiner Auferstehung immer wieder und auch auf unterschiedlichste Weise zukommen lassen hast. Schenke uns und allen Menschen auf der ganzen Welt deine bleibende Nhe und beschuetze uns in allen Gefahren. In unserem Zweifel und im Gefuehl der Aussichtlosigkeit, moege deine Gnade uns befaehigen, unser inneres Gleichgewicht aufrecht zu erhalten. Hilf uns, das rechte Wort zu einander zu sprechen. Schenke uns allen dein Licht, deinen Trost und deine Staerke in unserer schwierigen Lage mit deinem oesterlichen Licht und deiner Gegenwart. Lenke du all unser Tun, damit wir einander eine Stuetze sind und alles, was wir im Leben und Alltag zu bewaeltigen haben, nach deinem Willen und mit deiner Hilfe auch vollenden koennen.

In diesem Sinne wuensche ich uns allen trotz allem eine gesegnete Osterzeit.

Herzlich, Dein/Euer/Ihr P. Paul C. CMI, CMI-HUDUMA (=Fuersorge) Rehabilitation Centre, Kibiko-Ngong, Kenia

Email: paul.chummar@web.de / pchummar@gmail.com WhatsApp: +254 722 27 87 88.

Die Nacht ist noch nicht vorueber, aber es tagt schon. (Dietrich Bonhoeffer)